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Lokale Therapieverfahren bei Patienten mit limitierter Fernmetastasierung – eine Chance auf Heilung?

Am 24. Juli fand im Universitätsklinikum Frankfurt eine interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung oligometastasierter Patienten statt. Renommierte Experten referierten und diskutierten über die neuesten therapeutischen Möglichkeiten und über aktuelle Studienkonzepte.

Die Diagnose Krebs ist besonders schwerwiegend, wenn sich bereits Metastasen im Körper gebildet haben. Durch neue und deutlich gezieltere Medikamente und Chemotherapien befinden sich Patienten heutzutage jedoch immer häufiger im sogenannten oligometastasierten Zustand. Darunter versteht man Krebspatienten mit einer limitierten Anzahl von Metastasen in wenigen Organen (zum Beispiel Leber und Lunge). Erstmals wurde der Begriff „Oligometastasierung“ durch Hellman und Weichselbaum in einem Editorial im Journal of Clinical Oncology 1995 verwendet

[1]. Seitdem gibt es zahlreiche Artikel zu diesem Thema.

 

Neue Studienergebnisse zeigen, dass bei Oligometastasierung die Überlebenswahrscheinlichkeit durch die Addition lokalkurativer Behandlungskonzepte möglicherweise deutlich verbessert werden kann [2]. Neben der systemischen Therapie mit chemotherapeutischen oder molekular-zielgerichteten Agentien, die auf den ganzen Körper wirken, kommen in dieser Situation vermehrt lokal-chirurgische [3-7], minimalinvasive [6-9] und strahlentherapeutische (radiochirurgische) [5-7,10,11] Therapieformen zum Einsatz. Leider basieren diese Daten bisher fast ausschließlich auf Phase-I/II Studien zur Machbarkeit und Toxizität, wobei die klinische Evidenz für ein verlängertes Überleben mit lokalen und systemischen Therapiekombinationen besonders für Darm-Krebs [4,9], Nieren-Krebs [6], Brust-Krebs [5], Prostata-Krebs [11] und Lungen-Krebs [3] stetig wächst.

Diese neuen Therapieformen und Erkenntnisse wurden im Rahmen einer interdisziplinären Fortbildung mit dem Thema „Der oligometastasierte Patient: kurative Optionen durch lokale Therapie?“ am Universitätsklinikum Frankfurt gemeinsam mit dem Saphir Radiochirurgie Zentrum am 24. Juli vorgestellt und diskutiert. Renommierte Experten des Universitätsklinikums Frankfurt (unter anderem Prof. Claus Rödel, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Onkologie, Prof. Wolf Bechstein, Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Prof. Peter Kleine, Leiter der Thoraxchirurgie, und Prof. Thomas Vogl, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie) und auswärtige Gäste (unter anderem Prof. Jürgen Dunst, Direktor der Klinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Kiel/Lübeck) thematisieren in zwei Schwerpunktblöcken verschiedene Behandlungsmöglichkeiten von Lungen- und Lebermetastasen.

Zusätzlich wurden in einer Podiumsdiskussion Fallbeispiele und Studienkonzepte für unterschiedliche Tumorarten besprochen. Das Universitätsklinikum Frankfurt wird sich gemeinsam mit dem Saphir Radiochirurgie Zentrum in zukünftigen klinischen Studien intensiv der Frage widmen, welche Patienten von einer lokalen Therapie bei Oligometastasierung profitieren. Dabei stellen sich auch Fragen nach dem zeitlichen Verlauf der Metastasierung (zum Beispiel primäre oder sekundäre Oligometastasierung, Oligopersistenz oder Oligoprogression) und zu den relevanten Prognosefaktoren für den Patienten (zum Beispiel Tumorentität, Histologie, Metastasenzahl, rezidiv-freie Intervalle, Progressionsgeschwindigkeit, Ansprechen auf die Systemtherapie sowie patientenspezifische Faktoren wie Alter, Allgemeinzustand und Komorbiditäten). Dabei ist das Universitätsklinikum Frankfurt eines der erfahrensten deutschen Zentren auf dem Gebiet der Leber- und Thorax-Tumorchirurgie [4] und -Ablationstechniken [9] und das Saphir Radiochirurgie Zentrum ist eines der erfahrensten deutschen Zentren auf dem Gebiet der Radiochirurgie von bewegten Lungen- und Lebertumoren [12-14].

Referenzen:

[1] Hellman S, Weichselbaum RR. Oligometastases. J Clin Oncol. 1995;13(1):8-10.

[2] Weichselbaum RR, Hellman S. Oligometastases revisited. Nat Rev Clin Oncol. 2011;8(6):378-82.

[3] Vallières E. Oligometastatic NSCLC: the changing role of surgery. Transl Lung Cancer Res.
2014;3(3):192-4.

[4] Folprecht G, Gruenberger T, Bechstein WO, et al. Survival of patients with initially unresectable colorectal liver metastases treated with FOLFOX/cetuximab or FOLFIRI/cetuximab in a multidisciplinary concept (CELIM study). Ann Oncol. 2014;25(5):1018-25.

[5] Salama JK, Chmura SJ. Surgery or ablative radiotherapy for breast cancer oligometastases. Am Soc Clin Oncol Educ Book. 2015;35:e8-e15.

[6] Gunjur A, Duong C, Ball D, et al. Surgical and ablative therapies for the management of adrenal ‘oligometastases’ – A systematic review. Cancer Treat Rev. 2014;40(7):838-46.

[7] Lo SS, Moffatt-Bruce SD, Dawson LA, et al. The role of local therapy in the management of lung and liver oligometastases. Nat Rev Clin Oncol. 2011;8(7):405-16.

[8] Wang Y, Lu X, Wang Y, Li W, Li G, Zhou J. A prospective clinical trial of radiofrequency ablation for pulmonary metastases. Mol Clin Oncol. 2015;3(3):559-562.

[9] Vogl TJ, Dommermuth A, Heinle B, et al. Colorectal cancer liver metastases: long-term survival and progression-free survival after thermal ablation using magnetic resonance-guided laser-induced interstitial thermotherapy in 594 patients: analysis of prognostic factors. Invest Radiol. 2014;49(1):48-56.

[10] Corbin KS, Hellman S, Weichselbaum RR. Extracranial oligometastases: a subset of metastases curable with stereotactic radiotherapy. J Clin Oncol. 2013;31(11):1384-90.

[11] Ost P, Jereczek-Fossa BA, As NV, et al. Progression-free Survival Following Stereotactic Body Radiotherapy for Oligometastatic Prostate Cancer Treatment-naive Recurrence: A Multi-institutional Analysis. Eur Urol. 2015 Jul 16. pii: S0302-2838(15)00608-9.

[12] Blanck O, u.a. Rödel CM, Dunst J, et al. Extrakranielle stereotaktische Strahlentherapie: Behandlungsergebnisse mit robotergestütztem Atemausgleichssystem nach 4 Jahren. Strahlenther Onkol. 2015;191(Supplement 1):61-62.

[13] Blanck O, u.a. Hildebrandt G, Dunst J, et al. Robotergestützte Radiochirurgie von Lungentumoren mit markerlosem Tracking. Strahlenther Onkol. 2015;191(Supplement 1):24.

[14] Blanck O, u.a. Hildebrandt G, Dunst J, et al. Dosimetrischer Einfluss von residualen Trackingfehlern in der robotergestützten Radiochirurgie von Lebertumoren. Strahlenther Onkol. 2015;191(Supplement 1):128.