RAVENTA-Studie mit dem Günther von Pannewitz-Preis der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie ausgezeichnet
Stereotaktische Strahlentherapie bietet neue Behandlungsoption für Patientinnen und Patienten mit austherapierten Herzrhythmusstörungen: Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) vergibt jedes Jahr im Rahmen ihres Jahreskongresses den Günther von Pannewitz-Preis für eine hervorragende wissenschaftliche Arbeit, die sich der Strahlentherapie von nicht-malignen Erkrankungen, einschließlich der Strahlenbiologie, Strahlenphysik oder der klinischen Forschung widmet. Der diesjährige Günther von Pannewitz-Preis wurde Dr. Oliver Blanck für die von den Kliniken für Strahlentherapie und Innere Medizin III (Kardiologie) des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, geleitete multi-zentrische RAVENTA-Studie verliehen. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert.
Ziel der RAVENTA-Studie ist es, die Durchführbarkeit und Sicherheit einer Hochpräzisionsbestrahlung (sog. stereotaktische Strahlentherapie) für Patientinnen und Patienten mit anhaltenden und austherapierten Herzrhythmusstörungen im Bereich der Herzkammern (sog, ventrikuläre Tachykardien) zu untersuchen. Insgesamt sollen an den mittlerweile sieben Studienzentren 20 Patientinnen und Patienten behandelt werden. Die hochpräzise Bestrahlung ist eine innovative und möglicherweise wegweisende Therapieoption für Betroffene mit schweren Herzerkrankungen, bei denen die ventrikulären Tachykardien mit herkömmlichen Methoden nicht mehr beherrschbar sind. Diese Herzrhythmusstörungen entspringen meist Narbenarealen im Herzmuskel, die beispielsweise als Folge eines Herzinfarktes entstehen können.
Die bisherigen Behandlungen bei ventrikulären Tachykardien beinhalten Medikamente, die Implantation eines Herzschrittmachers mit Fähigkeit zur Schockabgabe (sog. Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator = ICD) zur Beendigung der Herzrhythmusstörung sowie die Verödung der vernarbten Herzmuskelareale über spezielle Katheter, die über die Gefäße bis zum Herzen vorgeschoben werden (sog. Katheterablation). Trotz dieser Verfahren kommt es bei 30 bis 50 Prozent der Patientinnen und Patienten zu wiederholten Herzrhythmusstörungen, die einerseits zu lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen (sog. Kammerflimmern) führen und andererseits durch wiederholte Schockabgaben des ICD und Krankenhausaufenthalte stark beeinträchtigend sein können.
Die Ergebnisse einer geplanten Zwischenanalyse der ersten fünf behandelten Patientinnen und Patienten wurden erstmals auf dem Jahreskongress 2022 der DEGRO in Stuttgart präsentiert. „Für die ersten fünf Patientinnen und Patienten wurden bislang keine schweren Nebenwirkungen der Behandlung verzeichnet, so dass die Studie wie geplant fortgesetzt wird“, so Prof. Dr. Jürgen Dunst, Studienleiter der RAVENTA-Studie und Direktor der Klinik für Strahlentherapie. „Zudem konnten wir zum Teil eine erhebliche und rasche Abnahme der Herzrhythmusstörungen beobachten. Eine Patientin, die aufgrund der nicht beherrschbaren Rhythmusstörungen ins künstliche Koma versetzt werden musste, konnte in Folge der Behandlung das Krankenhaus wieder verlassen“, erklärt PD Dr. David Krug, stellv. Direktor der Klinik für Strahlentherapie, der die initialen Studienergebnisse präsentiert hat. „Natürlich ist es noch viel zu früh für konkrete Aussagen, aber die ersten Ergebnisse sind sehr vielversprechend,“ so Dr. Krug weiter.
Eine dritte Auflage eines speziellen Workshops zur Stereotaktischen Strahlentherapie von Ventrikulären Tachykardien unter der Schirmherrschaft der Arbeitsgruppe Elektrophysiologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Arbeitsgruppe Radiochirurgie und Stereotaktischen Strahlentherapie der DEGRO ist im Herbst geplant. „Um diese neue Therapiemöglichkeit und die Patientenselektion weiter zu verbessern, arbeiten wir sehr eng mit allen nationalen und internationalen Experten und den Arbeitsgruppen der DGK und DEGRO zusammen“, erklärte Studienkoordinator Dr. Oliver Blanck. „In der RAVENTA-Studie wurden bislang acht Patientinnen und Patienten behandelt und wir freuen uns ganz besonders, dass uns die neu gegründete Klinik für Rhythmologie und die Klinik für Strahlentherapie des UKSH, Campus Lübeck, zukünftig eng unterstützen wird“, so Dr. Blanck weiter.
Literatur:
Blanck O, Buergy D, Vens M, Eidinger L, Zaman A, Krug D, Rudic B, Boda-Heggemann J, Giordano FA, Boldt LH, Mehrhof F, Budach V, Schweikard A, Olbrich D, König IR, Siebert FA, Vonthein R, Dunst J, Bonnemeier H. Radiosurgery for ventricular tachycardia: preclinical and clinical evidence and study design for a German multi-center multi-platform feasibility trial (RAVENTA). Clin Res Cardiol. 2020;109(11):1319-1332.
Boda-Heggemann J, Blanck O, Mehrhof F, Ernst F, Buergy D, Fleckenstein J, Tülümen E, Krug D, Siebert FA, Zaman A, Kluge AK, Parwani AS, Andratschke N, Mayinger MC, Ehrbar S, Saguner AM, Celik E, Baus WW, Stauber A, Vogel L, Schweikard A, Budach V, Dunst J, Boldt LH, Bonnemeier H, Rudic B. Interdisciplinary Clinical Target Volume Generation for Cardiac Radioablation: Multicenter Benchmarking for the RAdiosurgery for VENtricular TAchycardia (RAVENTA) Trial. Int J Radiat Oncol Biol Phys. 2021;110(3):745-756.
Krug D, Blanck O, Andratschke N, Guckenberger M, Jumeau R, Mehrhof F, Boda-Heggemann J, Seidensaal K, Dunst J, Pruvot E, Scholz E, Saguner AM, Rudic B, Boldt LH, Bonnemeier H. Recommendations regarding cardiac stereotactic body radiotherapy for treatment refractory ventricular tachycardia. Heart Rhythm. 2021;18(12):2137-2145.
Für Rückfragen von Journalistinnen und Journalisten steht zur Verfügung:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Klinik für Strahlentherapie, Prof. Dr. Jürgen Dunst
Tel.: 0431 500-26500, E-Mail: juergen.dunst@uksh.de
Quelle: uksh.de